Von Schnee, Vulkanen, AirBerlin und anderen Katastrophen…

12 06 2011

Die letzten Wochen haben wir uns was das Veröffentlichen von Reiseartikeln angeht etwas rar gemacht. Aber wir haben auchen ziemlich guten Grund dafür. Wir hatten keinen Bock! Aber da man es damit im Leben auch zu nix bringt, wollen wir Euch mal wieder auf den neusten Stand unserer Reise bringen.

Die Gefahr Anfang Mai in einen Schneesturm zu geraten, schätzt man als ostwestfälischer Langzeitreisender gemeinhin ja als relativ gering ein. Wir sind also bei strahlend blauem Himmel am Rande der Rockys Richtung Kanada aufgebrochen und waren fünf Stunden später vier Erfahrungen reicher:

  1. Wenn man keinen Vordermann hat an dem man sich orientieren kann, können 20cm Neuschnee ausreichen den Straßenverlauf unheimlich spannend zu machen
  2. Wenn die Sichtweite im Schneefall so gering wird, dass man sich lieber auf seinen Tast- als Sehsinn verlässt, kann der Pulsschlag eines Jetpiloten im Kampfgeschehen auch in einem handelsüblichen Bulli erreicht werden.
  3. Sommerreifen, die den Wagen bereits bei einem Wendemanöver im Schritttempo im Schnee rutschen lassen sind blöd
  4. Man lernt nie aus.

Weil der Klügere ja bekanntlich nachgibt haben wir dem Schneesturm dann die kalte Schulter gezeigt, sind umgedreht und haben einen zweistündigen Umweg durch die Prärie angetreten, der zwar stinklangweilig war, aber wenigsten der Schnee nur als Regen in Erscheinung trat.

Der Grenzübertritt nach Kanada verlief unproblematisch, wenn man davon absieht, dass man als Zollbeamter in Kanada anscheinend ein Kastrat sein muss. Die Fragen zur Einreise hat er uns quasi vorgesungen und wir haben so gut wie keine Frage auf Anhieb verstanden, hätten ihn aber aus Anhieb als neuen Heintje unter Plattenvertrag genommen.

Unser erster kanadischer Zwischenstopp lag dann in Edmonton. In diversen Reiseführern wird für die Edmonton-Mall die Werbetrommel gerührt. Eine Einkaufspassage der Extraklasse mit über 800 Geschäften, einem Freizeitpark, Kinos und einem großen Spaßbad. Wir waren nach einer Stunde bedient. Schon reichlich renovierungsbedürftig, ziemlich düster und das sehr hohe kanadische Preisniveau ließen uns schnell den Rückweg antreten. Einzig die riesige Panoramaglasfront des Spaßbades hatte Unterhaltungswert, da sich hier ungefähr 50 Männer die Nasen plattdrückten um Frauen in Badesachen zu sehen. Björn durfte nicht gucken.

Es war also wieder Zeit für uns in die Berge zu verschwinden. Kanadas berühmteste Bergstrasse, der Icefield Parkway durch den Jasper und Banff Nationalpark erwartete uns. Hier bekommt man Kanada aus dem Bilderbuch zu Gesicht. Die Strasse schlängelt sich durch die Bergmassive der Rockys, gewährt Ausblicke auf wunderschöne Gletscherseen und zählt im Sommer bestimmt zu einen der schönsten Bergstraßen der Welt. Leider hat es in Kanada soviel geschneit wie seit 50 Jahren nicht mehr und die Seen und Wanderwege waren unter der weißen Pracht nicht auszumachen, aber im Internet gibt’s ja auch schon genug Fotos davon.

Vancouver soll ja zu den schönsten Städten der Welt gehören, also wollten wir da natürlich auch vorbeischauen. Tatsächlich ist Vancouver ganz schick, aber da wir ja als Deutsche immer was zu meckern haben, fanden wir persönlich es etwas schade, dass das Hafenpanorama etwas an den Rheinhafen in Duisburg erinnert und im Vergleich zu Vancouver Sydney immer noch eine Klasse für sich ist.

Von Vancouver aus ging es zielsicher die Küste runter Richtung Los Angeles. Kurzer Zwischnstopp in Seattle dann nach Portland, wo wir im weltberühmten Rosengarten waren. Rosenblüte war aber irgendwie nicht deshalb war die vorherrschende Farbe Rosenblattgrün.

Spannend wurde es dann am Mt. St. Helens. Dieser Vulkan machte 1980 insbesondere dadurch auf sich aufmerksam, dass einfach mal der halbe Berg explodierte und die komplette Bergflanke in dem größten dokumentierten Bergrutsch kollabierte. Die Folgen dieses Ereignisses sind überall noch zu sehen. Kahlrasierte Berghänge und eine Mondlandschaft die sich über Kilometer hinzieht, lässt einen plötzlich ziemlich an der eigenen Wichtigkeit auf der Erde zweifeln.

Das nächste Highlight war für uns der Crater Lake Nationalpark. Bei diesem See hat es uns einfach mal kurz die Sprache verschlagen. Aufgrund der Nebensaison und Schneemassen, konnten wir zwar nicht die komplette Straße rund um den See erfahren, aber die Aussichtspunkte die zugänglich waren boten traumhafte Ausblicke. Der See lag sprichwörtlich wie ein Spiegel zwischen schneebedeckten Gipfeln. Die Seeoberfläche war so glatt, dass man Schwierigkeiten hatte die Konturen des Sees auszumachen, weil sich in ihm die Berge spiegelten.

Zwei Tage fuhren wir dann den Highway 101 herunter. Laut Reiseführer eine besonders schöne Strecke direkt am Meer mit traumhaften Aussichtspunkten. Leider führt der Highway fast nie direkt am Meer entlang. Größtenteils fährt man durch eine Landschaft ,die einen stark an eine Mischung aus Österreich und Paderborner Hinterland erinnert.

Interessant wurde die Küstenstraße dann wieder bei den Redwood Nationalparks. Hier wohnen die wohl beeindruckendsten Bäume der Welt, die Redwoods. Beim Durchfahren eines Redwoodwaldes nimmt man die gewaltigen Stämme eher als Säulen wahr die in den Himmel wachsen, da die Baumkronen jenseits des eigenen Sichtfeldes erst weit Richtung Horizont beginnen. Sobald man abseits der Straße wandert, kommt man sich vor wie in einer anderen Welt. Es knackt und knarrt und die bis zu 2.000 Jahren alten Bäume lassen die eigene Lebenserwartung wie ein Witz erscheinen.

Ehe wir uns versahen näherten wir uns schon dem beschaulichen Los Angeles und damit schon fast dem Ende unserer Reise. Weil wir noch ein paar Tage Zeit hatten, beschlossen wir noch ein paar alte Bekannte zu besuchen, die wir hier am Anfang unseres USA Trips kennegelernt hatten. Bei strahlendem Sonnenschein freuten sich Mickey, Donald und Goofy wie immer uns zu sehen. Und so vergingen die letzten Tage in L.A. wie im Flug.

In Los Angeles hat uns immer ein latentes Gefühl der Bedrohung begleitet. Unsichere Ecken gibt es wohl in jeder Stadt auf dem Globus, aber in den USA hat ja jeder krumme Vogel gleich eine 9mm im Hosenbund. Da überlegt man sich zweimal, ob man jemanden der einem die Vorfahrt nimmt den Vogel zeigt. Dementsprechend waren wir weniger überrascht, als direkt neben der Vermietstation an der wir unseren Mietwagen am letzten Tag zurückgaben die Strasse gesperrt war, weil jemand umgenietet worden war. Und zum krönenden Abschluss mussten wir am Flughafen den Koffertrolley noch mit Kreditkarte bezahlen. Nebenbei haben die Vertreter der kalifornischen Unterwelt dann noch die Kartendaten betrugsmäßig ausgelesen, was als Folge hatte, dass unsere Kreditkarte drei Tage später sicherheitshalber gesperrt wurde. Zeit nach Hause zu fliegen.

Der Rückflug war ein Erlebnis. In den letzten Monaten haben wir uns so sehr an die Freundlichkeit der Menschen insbesondere im Bereich Dienstleistungen gewöhnt, dass sich Airberlin wohl gedacht hat, dass es jetzt an der Zeit wäre uns auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Wir wurden also in einen Bumsbomber eingepfercht, den man ansonsten wohl eher auf einem Flug nach Malle erwartet. Platz hatte man in etwas soviel wie ein Huhn in der Legebatterie. Die Besatzung hatte man wohl in einer Trinkhalle in Duisburg rekrutiert und auf einem 10 Stunden Flug ist es auch nicht soooo wichtig, wenn sich 120 Passagiere eine Toilette teilen müssen, weil die andere kaputt ist. Und durchputzen wird überbewertet. Für das Entertainmentprogramm musste man sich dann noch Kopfhörer für günstige drei Euro kaufen und das Highlight war dann der topaktuelle Film „Ein Goldfisch fällt ins Wasser“ von 1987 den man bei Ebay für 2,50 kaufen kann. AHHHHHHH.

Wir dachten dann, dass uns jetzt nicht mehr viel schocken könnte, als wir dann aber bei der Passkontrolle zusammen mit einem Kegelclub aus Bottrop in der Schlange standen und sich Karl-Heinz, Erika und Günther lautstark darüber beschwerten, dass man beim Aldi nicht so lange warten müsste, wollten wir schon den nächsten Flieger steigen. Wohin egal.

Naja da sind wir wieder, kämpfen momentan noch mit dem Jetlag, wollen manchmal noch Brötchen auf Englisch bestellen und Steffi ist ab und an immer noch ganz aufgeregt, weil sie Leute sieht die wohl aus Deutschland kommen. Wir genießen die Ruhe hier in Österreich und wie sollte es auch anders sein, es regnet den ganzen Tag. Welcome back….

In diesem Sinne Grüße aus der gleichen Zeitzone….