Tipps, Tricks, Sach- und Lachgeschichten

17 01 2011

Am 17.01.2010 setzten sich zwei käseweiße (und etwas naseweise) Ostwestfalen in Frankfurt in ein großes Flugzeug, um ein kleines bißchen von der Welt zu sehen.

Ein Jahr ist jetzt um und obwohl wir noch ein paar Monate vor uns haben, stellen wir wehmütig fest, dass mit zunehmender Länge der Reise die Zeit mit fortschreitender Geschwindigkeit vorüberzieht. Während wir früher am Montag dachten, die Zeit bis zum Wochenende würde man nicht überstehen, wissen wir heute oft gar nicht mehr welcher Wochentag überhaupt ist.

Für ein Resümee unserer Reise ist es an dieser Stelle jedoch zu früh, weil wir ja noch ein paar Monate vor uns haben. Nachfolgend haben wir aber ein paar nicht immer ernst gemeinte Tipps und Tricks zusammengestellt, die einem als Reisender in Down Under das Leben erleichtern.

  1. Licht
    Der größte Fehler, den man beim Campen im australischen Busch machen kann, ist Licht.
    Geht man nämlich des nachts auf die Buschtoilette (Plumpsklo) und macht seine Kopflampe an, reicht ein unbedachter Blick in die Niederungen der Schüssel, dass man (bei) diesen(m) Anblick Scheiße findet.
  2. „No worries, mate“
    Diese Lieblingswendung der Australier heißt wörtlich übersetzt soviel wie „Mach dir keine Sorgen, Kumpel“. Heute wissen wir, dass zumindest eine Warnlampe angehen sollte, sobald man bei echten Problemen diesen Satz hört.
    Beispiel: In der Autowerkstatt sagt einem der Chef „No worries! Kommt in zwei Stunden wieder, dann ist alles soweit fertig.“ Heißt konkret: „Kommt in drei Stunden wieder und rechnet dann noch eine Stunde Wartezeit ein. Wenn ich den Wagen bis dahin nicht fertig hab, ist morgen ja auch noch ein Tag und außerdem muss ich gleich noch an Strand surfen.“
  3. Der Autovermieter Jucy ist scheiße
  4. Freundlichkeit
    Die Australier sind ein sehr freundliches und aufgeschlossenes Völkchen. Für uns war es am Anfang sehr ungewohnt, aber keinesfalls unangenehm, dass man des öfteren an der Kasse des Supermarkt mit „Darling“ oder „Sweetheart“ angesprochen wird. In Deutschland kann man ja froh sein, wenn einem die Kassierer/-innen das Gesicht anstatt das Hinterteil zuwenden.
  5. Lebenserwartung verkürzen
    Wer seine Lebenserwartung aktiv verkürzen möchte, sollte sich ein Beispiel an den zahlreichen Backpackern im Land nehmen, weil
    – da werden Autos gekauft und gefahren, die bei uns noch nicht einmal ein kongolesicher Autoexporteur kaufen würde.
    – Stundenlanges Sonnenbaden schön macht und Hautkrebs und Ozonloch nur eine große Verschwörung von Nivea sind um Sonnenmilch zu verkaufen.
    – erhöhter Alkoholkonsum und täglich wechselnde Sexualpartner, dass Risiko sozialer Vereinsamung reduzieren
    – weil wildes Campen in Großstädten besonders gut bei den Einheimischen ankommt und man es aus Deutschland ja auch nicht anders kennt, als bei den Nachbarn in den Garten zu kacken
  6. Rascheln im Gebüsch
    Wenn man durch einen botanischen Garten geht, sollte man stets skeptisch sein, wenn es im Gebüsch raschelt. Mehrfach wurden wir Zeuge, dass der Urheber des Geräusches eine Schlange war und die sind in der Regel in Down Under gefährlicher als eine Blindschleiche daheim
  7. Größe
    Australien ist RIESIG!
  8. Morgentoilette
    Der Verdauungsapparat der Menschheit, scheint überwiegend in den Morgenstunden seine Endprodukte freizusetzen. Der ideale Zeitpunkt für einen Toilettengang auf einem Gemeinschaftsklo ist daher der Zeitpunkt nachdem die Putzkolone da war. Wer also in der Regel vor 10:00 morgens das Porzellan besucht muss mit Überraschungen rechnen.
  9. Englisch
    Gerade am Anfang einer Reise im englischsprachigen Raum kann es u.U. zu Verständnisproblemen kommen. Also eiserne Regel: Immer nachfragen! Wir kennen jemanden, der nach dem Preis einer Sonnebrille fragte, 16 Dollar verstand und an der Kasse 60 Dollar bezahlen musste.
  10. Geruch
    Wenn man in Australien einmal Heimweh hat reicht der Besuch einer Außenstelle von IKEA, Aldi oder 1-Dollar-Läden. Allen gemeinsam ist nämlich, dass sie genauso riechen wie in Deutschland.

In diesem Sinne Grüße aus einem Jahr, dass ruhig nochmal von vorne anfangen könnte….

 
PS.: Als kleines Schmankerl am Rande anbei noch ein paar unveröffentlichte Fotos aus unserem Archiv…





Hauptstadt oder Hauptsache ne Stadt

21 10 2010

„Buschland haben wir satt!“ haben sich australische Politiker vor hundert Jahren gesagt und bevor man einer halbwegs etablierten Großstadt wie Sydney oder Melbourne den Status einer Hauptstadt zusprach, wurde Canberra mitten im Hinterland von New South Wales aus dem Boden gestampft.

Wäre ungefähr so als ob Sennestadt (Ortsteil von Bielefeld) Deutschlands Hauptstadt wäre. Dementsprechend ruhig geht es in Canberra zu. Knappe 300.000 Einwohner soll die Stadt zählen. Bei unserem Besuch hatten die sich wohl aber alle versteckt und wir hätten eher auf 3.000 Einwohner getippt. Und das obwohl wir bei unserer Ankunft geduscht waren…

Vor und im Parlamentsgebäude tummelten sich zwei Schulklassen und selbst im Bauernhausmuseum Detmold ist unter der Woche mehr los. Nichtsdestotrotz verfolgten wir zusammen mit 12 anderen halbwegs Interessierten eine Debatte im Parlamentssaal und stellten fest, dass australische Oppossitionspolitiker im Meckern und Rumstänkern durchaus mit Europa mithalten können.

Weltklasse dagegen war das Essen im Parlamentskaffe. Da es schon später Nachmittag war und wir aussahen, als ob wir den nächsten Abgeordneten anknabbern wollten, hat uns ein gut gelaunter Küchenangestellter eine Riesenportion Pommes und Würstchen quasi geschenkt.

Wenn man auf Krieg steht kommt man in Canberra dagegen voll auf seine Kosten. Im War Memorial (Gedenkstätte und Museum in Einem) wird auf mehreren Etagen allerlei Waffen- und Ausrüstungsmaterial dargestellt. Bilder von Gefallenen sieht man eher selten und so verwundert es nicht, wenn 12-jährige mit großen Augen durch die Austellungsräume flitzen und bei jedem Gewehr in Entzückung verfallen.

Viele Kritiker Canberras meinen die Stadt wäre langweilig und irgendwie charakterlos und sie tun der Stadt damit nicht Unrecht.

Momentan übernachten wir auf dem Gelände der örtlichen Messe und in Gesellschaft von allerlei Schaustellern und zwielichtiger Gestalten macht Campen doch gleich doppelt Spass. Ausserdem kommt aus dem Wasserkran eine milchige Brühe die Steffi treffend mit dem Lusttropfen eines Bullen verglich.

Bevor wir in Canberra ankamen legten wir noch einen Zwischenstopp in unserer Lieblingsstadt Sydney ein. Oper und Harbourbridge standen noch an gewohnter Stelle und bei einem sonnigen Stadtspaziergang ließen wir uns die Sonne auf den Bauch scheinen.

Von Sydney aus ging es dann noch in die Blue Montains. Diese Gebirgskette im Westen von Sydney hat atemberaubende Ausblicke auf unberührte Natur zu bieten. Atemberaubend war auch eine 180kg schwere deutsche Touristen, die nach 20 Treppenstufen tomatenrot anlief, schnaubte wie ein Stier und lautstark den Unmut mit Ihrer körperlichen Konstitution auf die deutsche Arzneimittelindustrie schob: „Das kommt alles von die Tabletten…“

Die nächsten Tage geht es für uns dann weiter Richtung Melbourne und dem australischen Sommer entgegen.

In diesem Sinne herbstliche Grüße aus dem australischen Frühling…

PS.: Nach unserem letzten Artikel sind wir zum Thema Verlängerung der Reise oft mit der Frage konfrontiert worden, ob wir im Lotto gewonnen haben. Jetzt mal ehrlich… Sehen so Lottogewinner aus?