Die Qual und der Wal

29 09 2010

Die letzten zwei Wochen haben wir uns mit dem Regen ein Wettrennen wie der Hase und der Igel geliefert. Blöd nur, dass wir immer der Hase waren und egal wie schnell und weit wir gefahren sind, der Regen begrüßte uns jedesmal mit einem höhnischen: „Ich bin schon da!“

Das Thema Qual kann man dann insofern zusammenfassen, dass wir 10 von 14 Tagen in irgendwelchen Einkaufszentren rumgelungert haben und vom Sonnenschein so viel gesehen haben, wie ein Maulwurf.

Normalerweise wäre an dieser Stelle jetzt mit unserem Bericht Schluss, aber da wir ja 4 Tage auch verhältnissmäßig trockenes Wetter hatten, konnten wir zwei Tierarten beobachten, denen Regen von Natur aus eher weniger ausmacht, weil sie eh immer nass sind.

Der Eugnella Nationalpark im bergigen Hinterland von Queensland ist die Heimat der Schnabeltiere. Da diese Tiere den identisch Tag- und Nachtrythmus wie wir haben – sie beginnen Ihren Tag um drei Uhr mittags – konnten wir sie ideal bei der Futtersuche im glasklaren Fluss beobachten. Nach einer halben Stunde machte sich das Schnabeltier aber aus dem Staub, weil eine Horde australischer Touristen auftauchte und beim Anblick einer Schnappschildkröte lautstark in Ekstase verfiel (O-Ton:“OOOOOOHHHHHHH, over there! A turtle, a turtle!!!“).

Die andere Tierart, die wir zu Gesicht bekamen ist bei weitem nicht so schreckhaft. Südpazifische Buckelwale ziehen vor der Küste Queensland bis Oktober Ihre Jungen auf und wir schlossen uns einer Whale-Watch-Tour an. Wir hatten Glück mit dem Wetter und bei spiegelglatter See kamen wir den Walen so nah, dass man sie fast streicheln konnte. Die Wale tauchten unter dem Boot durch und waren im kristallklaren Wasser so deutlich zu sehen, wie in einem großen Aquarium. Ein unglaublich schönes Erlebnis, dass sicher zu einem Highlight unserer Reise gehört.

Auf einem Campingplatz in Rockhampton, dachten wir dann schon eine dritte seltene australische Tierart ausgemacht zu haben. Den nachtaktiven australischen Stöhn-Quitsch-Affen. Allerdings stellte sich heraus, dass es sich doch nur um ein kopulierendes Backpackerpäärchen handelte, dass sich zum Liebesspiel, den Picknicktisch zwei Meter neben unserem Auto ausgesucht hatte. Am nächsten Morgen entschieden wir uns dann auch anstatt auf diesem Tisch bei Mc Donalds zu frühstücken.

In diesem Sinne Grüße aus einem Land dass voll von Tieren ist





Die Farbe Blau

14 09 2010

Das Wasser ist endlich wieder da wo es hingehört. Anstatt es herab regnen zu sehen, haben wir in den letzten Tagen mehr Zeit verbracht mit einem Boot darüber zu fahren oder drin herum zu schnorcheln. Die Sonne scheint meistens und wir sehen offiziell fünfzehn Jahre jünger aus. Wir wurden vorgestern nämlich gefragt, ob wir gerade Abitur gemacht hätten (und die Fragenden waren im Vollbesitz ihrer geistigen und körperlichen Fähigkeiten).

Zusammengefasst ist somit wettertechnisch und gesichtsmäßig Hoffnung in Sicht.

Nachdem wir aus dem Hilton ausgezogen sind und es am letzten Morgen fast geschafft hätten das komplette Frühstücksbuffet aufzuessen sind wir weiter Richtung Norden gezogen. Ziel war das Cape Tribulation. Hier trifft tropischer Regenwald direkt auf den pazifischen Ozean. Aus Erfahrung wussten wir ja bereits, dass im Regenwald überwiegend mit Regen zu rechnen ist und wir wurden nicht enttäuscht. Den paradiesischen Strand am Cape hätten wir mal besser im Reiseprospekt fotografiert, dann hätten wir zumindest Sprit gespart und die Aussicht wäre besser gewesen.

Es war für uns jetzt unbedingt Zeit dem Regen in Richtung Süden zu entkommen. Das erste Mal damit erfolgreich waren wir dann in dem kleinen Küstenort Bowen. Strahlender Sonnenschein, eine kleine bezaubernde Badebucht (Horseshoe Bay) und ein netter Campingplatz sorgten für einen Hoffnungsschimmer in Hinsicht Wetter.

Das war auch dringend nötig, denn am nächsten Tag führte uns unserer Weg nach Airlie Beach. Ein kleiner Touristenort und Ausgangspunkt für Touren zu den Whitsunday Islands. Diese Inselgruppe gehört zu einem Ausläufer des Great Barrier Reefs und hat mit dem Whiteheaven Beach gemäß der zahlreichen Touranbieter den schönsten Strand der Welt zu bieten.

Bevor wir diese Aussage mit deutscher Gründlichkeit überprüfen konnten, sind wir zunächst einmal zum Schnorcheln ans Great Barrier Reef gefahren. 50 km vor der Küste gelegen und mit dem Auto eher schlecht zu erreichen, blieb uns nur eine Tagestour mit dem Boot.

Auf der dreistündigen Hinfahrt zum Riff gab sich der Touranbieter mit einer Verkaufsoffensive die jeden deutschen Versicherungsvertreter blass aussehen gelassen hätte Mühe zahlreiche Zusatzoptionen an den Mann bzw. die Frau zu bringen (Tauchen, geführte Schorcheltour, Fotosession und Helikopterflug). Da wir ja zu Hause schon gerne Versicherungen gekauft,haben, haben wir uns für den Helikopterflug entschieden.

Der Tag hat sich gelohnt und das Schnorcheln wurde von dem Hubschrauberflug mit Aussicht auf ein Herz aus Korallen bei Weitem übertroffen. Vor dem Rückweg durch schweren Seegang prophezeite der Kapitän, dass 30 Prozent der Passagiere das leckere Mittagsbuffet in Tüten auf dem Schiff zurücklassen würden und er behielt Recht. Wir waren ein Glück nicht betroffen, obwohl der süssliche Geruch der Seekrankheit und der Anblick in Tüten vergrabener Gesichter stark an den Nerven zerrte.

Weil eine Seefahrt ja so lustig ist sind wir dann am nächsten Morgen aufs nächste Schiff gegangen. Diesmal war ein Ausflug zum besagten schönsten Strand er Welt und eine Schnorcheltour angesagt.
Durch tiefblaues kristallklares Wasser fuhren wir zum Whiteheaven Beach und trotz der Tatsache, dass wir wahrscheinlich nie alle Strände der Welt zu Gesicht bekommen werden ist es schwer vorstellbar, dass es einen schöneren Strand gibt.

Der schneeweiße Sand war fein wie Puderzucker, das Wasser schimmerte in allen Blautönen von hellblau bis azur und Strand so weit das Auge reichte. Ein kaum beschreibares Erlebnis und wunderschön.

Die anschließende Schnorcheltour rundete diesen perfekten Tag ab und wir können nur bestätigen, dass der Whiteheaven Beach mit hoher Wahrscheinlichkeit der schönste Strand der Welt ist, aus dem einfachen Grund, dass noch schöner nicht geht.

Morgen werden wir dann der Ostküste weiter Richtung Süden folgen, und spätestens bei der Schnapsbrennerei von Bundaberg ein Päuschen einlegen.

In diesem Sinne Grüße von zwei immer jünger werdenden Reisenden, die wahrscheinlich in zwei Monaten gefragt werden, wo sie denn Ihre Eltern gelassen hätten…

PS.: Da in Christchurch (Neuseeland) aufgrund des Erdbebens eher geländegängige Fahrzeuge gefragt sein dürften, haben wir drei Tage nach dem Beben unser Auto Bertha endlich verkauft.





Langeweile und Regen(wald)

2 09 2010

Wir haben die Ostküste erreicht. Tropischer Regenwald, glasklares blaues Wasser, traumhafte Strände und das Great Barrier Reef…

Hätten wir gerne gesehen. – Haben wir aber nicht.

Stattdessen giesst es seit drei Tagen aus Kübeln. Durch den vielen Regen sieht man kaum Wald, von tropischen Stränden ganz zu Schweigen und die Fische des Great Barrier Reefs können bald bis ins Outback schwimmen so dicht fällt der Regen.

Unsere 1 Zimmer Wohnung mit 2,6qm Wohnfläche (ohne Küche und Bad) und einer Deckenhöhe von 90cm stellt uns zurzeit daher etwas auf die Probe. Aber eins nach dem anderen…

Vor ca. 14 Tagen war unsere Welt zumindest wettertechnisch noch in Ordnung. Von Australiens berühmtesten Felsbrocken ging es zum Kings Canyon. Diese Schlucht zeichnet sich durch lotrechte bis 100m hohe Felswände aus. Zahlreiche Wandergruppen kletterten am Canyonrand rum und einige anscheinend unsterbliche Backpacker bescherten Ihren Schutzengeln mit Klettereinlagen, die Reinhold Messner blass aussehen lassen würden, einen arbeitsreichen Tag.

Von hier aus ging es über eine ziemlich schlechte Piste weiter in die East Mc Donald Ranges. Diese Bergekette in der Nähe von Alice Springs hat einige Schluchten und vor allem viele Vögel zu bieten.

Bis zu diesem Zeitpunkt war Mutter Natur wirklich nett zu uns. Schönes Wetter, schöne Landschaft und nett anzusehende Tiere. Auf der Fahrt nach Cairns (immerhin 2.200km) war dann aber Schluss mit lustig. Zunächst wurden wir mit absolut langweiliger Landschaft (ein Busch hier und ein Busch da) und schnurgeraden Straßen auf die Probe gestellt. Nach 500km war uns so richtig langweilig und wir dachten schlimmer geht’s nicht mehr, doch dann hörte einfach die Landschaft auf. Wir hatten einen 360°Grad-Panoramablick ohne Panorama. Kein Strauch, kein Baum, kein Hügel. Einfach nichts…

Nach 70km traute sich die Natur dann aber wieder ein paar Büsche an den Straßenrand zu stellen und je weiter wir nach Osten kamen, desto dichter wurde die Vegetation. Nach drei Tagen erreichten wir endlich die Ostküste. Auf unserem Weg nach Cairns wurden wir dann von Dauerregen überrascht.

In Mission Beach verbrachten wir 36 Stunden im Auto und es regnete durchgehend. Schon aus rein medizinisch-hygienischen Gründen entschieden wir uns auf ein Hotel auszuweichen. Da man mit 2-Sterne-Hotels ja auch mal Pech haben kann, sind wir auf Nummer sicher gegangen und wohnen im Hilton. Schon etwas besser als der durchschnittliche Campingplatz und mit Hilfe eines Last-Minute-Specials im Internet sogar für ostwestfälische Geizkragen wie uns erschwinglich.

Morgen geht es für uns wieder auf die Strasse und passend dazu ist Regen angesagt. Aber das meiste fällt ja vorbei… So muss man das sehen!

In diesem Sinne Grüße aus dem trockensten Kontinent der Welt.

PS: Für alle diejenigen, die sich Sorgen um unsere Reiseroute machen: Wir werden wohl noch etwas in Australien bleiben und wenn wir nix anderes mehr zu sehen bekommen, ist der Hin- und Rückflug nach DownUnder an sich ja schon eine Reise um die Welt…