Camel Trophy

24 06 2010

Wir sind immer noch in Broome und haben die letzten Tage größtenteils damit verbracht Kamele zu reiten, Sonnenuntergänge anzuschauen und den Pool zu genießen. Da ja Deutschland mit seinem Sieg gestern schon sicher im Viertelfinale steht (zwei Fernschüsse von der Mittellinie aus sollten ja für ein sicheres 2:0 gegen England reichen) können wir morgen getrost die Weiten der Kimberlys erkunden.

In der Zwischenzeit haben wir alternative Wege der Fortbewegung getestet und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Kamel durchaus eine Option zu unserem Auto darstellt. Vom Gesichtsausdruck zu urteilen, haben Kamele die gleiche Intelligenz wie ein 6-Zylinder-Motor, sind zwar langsam dafür aber stetig, und wiegen bestimmt zwei Tonnen. Wenn man sie weiß lackieren würde, wäre der Unterschied zu Kurt (unser Auto) nur noch marginal. Aber Scherz beiseite, eine Kameltour am Strand von Broome hat schon was und sie zählt mit zu den Highlights unserer Reise.

Broome ist sowieso reich an Tieren. Abends hoppeln Kängurus neben unserem Campingplatz her, nachts klaut ein Oppossum alles Essen was nicht niet- und nagelfest ist und macht dabei einen Riesenkrach und Grashüpfer von der Länge eines Wellensittichs klettern an Bäumen rum. An der deutschen Nordseeküste eher unüblich hier Alltag, sind Sperrungen des Strandes, wenn ein Salzwasserkrokodil sich in die Region verirrt hat.

Neben der Tierwelt macht sich die Tropennähe hier auch durch eine reichhaltige Pflanzenwelt bemerkbar. In Deutschland wachsen Gummibäume und Benjamine normalerweise in Büroräumen, hier stellen sie neben Palmen die üblichen Laubbäume dar.

Nach 14 Tagen auf dem Campingplatz haben wir auch einige nette Bekanntschaften mit Engländern, Australiern und Holländern geschlossen, die wir auf unserer Reise bestimmt noch öfter treffen werden. Am Besten gefällt uns aber immer noch die Aussicht, dass die 14 Tage Urlaub hier nicht unseren Jahreshaupturlaub darstellen 🙂 🙂 🙂

Ab morgen geht es dann in die Kimberlys. Eine entlegene Region, die angeblich die schönsten Landschaften Australiens zu bieten hat. Hier wartet dann auch die Gibb River Road auf uns. Eine knapp 600km lange Outbackpiste auf der früher Rinder (und heute Touristen) getrieben wurden. Unser nächster Beitrag wird aufgrund der Abgeschiedenheit unserer nächsten Etappe wohl etwas auf sich warten lassen.

In diesem Sinne Grüße aus einem fortgeschrittenen Stadium der Entspannung das nah am Reich der Träume liegt…





Von Zebrafinken, Zähneklappern und einem 10:0 gegen Australien

12 06 2010

Immer der Sonne hinterher! Gibt es ein schöneres Motto für eine Langzeitreise? Wenn wir die Wettervorhersage für die nächsten Tage in Broome betrachten, sind wir voll im Soll. Angesagt sind wolkenloser Himmel bei 30-32° Grad Celsisus und strahlend blauer Himmel. Damit sind wir der Großwetterlage im heimatlichen Ostwestfalen immer noch um 10°C voraus. Wer sagt´s denn!

In den letzten Tagen, haben wir die Zivilisation etwas hinter uns gelassen und haben unser Auto mal auf Pfaden bewegt, die man als durchaus holprig bezeichnen könnte. Aber der Reihe nach.

Zu Redaktionsschluss unseres letzten Lebenszeichens befanden wir uns in Canarvon. Einer Stadt, die zum Aufstocken von Vorräten und Sprit gut geeignet ist. Leider deckt sich auch ein Großteil der einheimischen Bevölkerung mit Sprit ein und liegt besoffen im Eingang des Supermarktes, was uns etwas verunsicherte. Wir verließen folglich Canarvon recht flott wieder und schauten noch bei den Blowholes am Quobba vorbei. Es handelt sich hierbei um Wasserfontänen, die die gewaltige Brandung des indischen Ozeans erzeugt. Ein sehr beeindruckendes Naturschauspiel.

Vom Reisestress der letzten vier Wochen erholten wir uns etwas weiter nördlich in Coral Bay. Dieser kleine Ferienort war proppevoll von australischen Touristen, die sich bei Karaoke und Bier prächtig amüsierten. Trotz allem ist es in Coral Bay sehr schön, das Ningaloo Reef lädt zum Schnorcheln ein und beim Strandspaziergang konnten wir Mantarochen und Haie beobachten, während in den Bäumen Zebrafinken zwitscherten.

Nach einigen Tagen Pause ging es weiter Richtung Pilbarra. Einer Region im Nordwesten Australiens, die mit faszinierenden Nationalparks aufwarten kann. Bei einem Zwischenstopp in Karratha durften der feine Herr und die feine Dame auf dem Gelände des örtlichen Golfclubs Quartier beziehen, weil alle Campingplätze ausgebucht waren. Während wir auf dem staubigen Parkplatz Bohnen aus der Dose löffelten, parlierte die örtliche Prominenz über den grünen englischen Rasen des Golfplatzes und betrank sich sinnlos bis in die späte Nacht mit eisgekühltem Bier und Prosecco. Gut ist, wenn man weiss wo man im Leben steht…

Bevor wir auf diese Dekadenz neidisch werden konnten, verordneten wir uns selbst erstmal Urlaub von der Zivilisation und suchten die Einsamkeit des australischen Hinterlandes. Fündig wurden wir im Millstream Chichester und Karinjini National Park.

Der Millstream Chichester National Park erinnert stark an das Monument Valley in den USA. Rote Felsformationen erheben sich aus mit grünem Buschgras bewachsenen Ebenen, in die breite grüne Flüsse tiefe Schluchten gegraben haben. Wäre John Wayne an uns vorbeigeritten, hätten wir uns noch nicht einmal gewundert. Wir übernachteten an einem malerischen breiten Fluss, an dessen Ufern sich unzählige Kakadus tummelten, die bei Abenddämmerung in einem beeindruckenden und lautstarkem Schauspiel zu Ihren Futtergründen aufbrachen.

Am nächsten Morgen brachen wir zu unserer ersten richtigen Allraderfahrung auf. In Karratha bekamen wir eine Genehmigung für die private, unbefestigte Tom Price Railroad Access Piste. Diese Strasse befindet sich im Besitz des Konzerns Rio Tinto und führt an einer Bahnlinie entlang, auf der kilometerlange Züge Eisenerz aus den allgegenwärtigen Minen Western Australias zu den Häfen transportieren. Die Straße war in erstaunlich gutem Zustand und trotz einiger rauer Abschnitte absolvierte Kurt die knappen 200km mit Bravour und wir erreichten ohne Zwischenfälle über Tom Price den Karinjini National Park.

Der Karinjini National Park, liegt etwas abseits im Herzen Pilbarras und ist wunderschön. Schon auf der Fahrt zum Park, konnten wir den ersten waschechten und vor allem lebendigen Dingo und eine leider nicht mehr so lebendige Schlage am Highway beobachten.

Der Park selber ist berühmt für seine tiefen roten Schluchten an deren Grund sich Felsenpools befinden. In deren klarem aber eiskaltem Wasser man sich herrlich abkühlen kann. Nicht so berühmt war allerdings, die Staubpiste, die in den nördlichen Teil des Parkes führt. Den Namen Straße hat diese Strecke nicht verdient. Die Abschnitte, die nicht einem Waschbrett glichen, waren von tiefen Schlaglöchern übersät und nach 60km waren wir so durchgerüttelt, dass sich selbst die Zahnfüllungen locker anfühlten und wir seekrank wurden als wir aus dem Auto stiegen. Aber schön war´s trotzdem 🙂

Nach soviel Abenteuer und Abgeschiedenheit ging es über Port Hedland weiter nach Broome, wo wir derzeit unter Palmen am Pool liegen und im Falle eines Sieges der deutschen Mannschaft am 13. gegen Australien wird Björn nackt über den Campingplatz laufen und schweinische Lieder singen. Vielleicht auch nicht.

In diesem Sinne viele Grüße aus einem Leben, dass sich gut aushalten lässt

PS.: Weiss jemand eine Internetseite, auf der man per Livestream die WM verfolgen kann? ARD, ZDF und RTL bieten zwar einen Livestream, aber aus dem Ausland ist der nicht zugänglich…