Plan C – Oder die Wüste lebt…

11 08 2010

Plan A war wir fahren nach Alice Springs und gucken uns die Wüste an. Plan B war wir haben keinen Bock auf Wüste und fahren an die Ostküste. Plan C war dann wieder Wüste. Herrlich ist wenn man machen kann was man will und man morgens die Pläne von abends wieder über den Haufen schmeißt und keinen interessiert es.

Also wir sind jetzt in der Wüste. Wen wundert´s

Aus Darwin sind wir wie angekündigt in den Litchfield NP aufgebrochen. Anscheinend ist dieser Nationalpark für die Einheimischen ein großes Freibad. An den zahlreichen Wasserfällen herrschte ziemlicher Andrang und da wir mittlerweile eher zu den entspannten Zeitgenossen zählen, war uns das alles zu viel Stress. Also kehrten wir dem Nationalpark den Rücken, aber nicht ohne vorher unsere erste lebende australische Schlange zu sehen. Klein, fein und potentiell tödlich erklärte uns eine Einheimische.

Mit einer wohligen Gänsehaut traten wir den geordneten Rückzug an. In Katherine verbrachten wir zwei Ruhetage und lernten einen älteren australischen Herren kennen, der uns ¾ des Tages Geschichten aus seinem Leben erzählte, weil er keine Lust auf seine bessere Hälfte hatte. Diese steckte zweimal am Tag ihre Rübe aus dem Wohnwagen und meckerte, dass es zu kalt sei und er endlich die Klimaanlage richtig einstellen soll. Schöne heile Welt…

Von Katherine aus führte uns der Stuart Highway auf 1.100km Richtung Alice Springs. Mit 80 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit und gefühlten drei Kurven auf der Strecke schon fast eine religiöse Erfahrung göttlicher Entspannung. Diese wurde nur ab und an von bis zu 53,5m langen Roadtrains gestört, denen 80 km/h entschieden zu langsam waren und die ohne Rücksicht auf Verluste touristischen Lebens an uns vorbeizogen.

Die Langeweile wurde durch die Devil Marbles (dt. Murmeln des Teufels) unterbrochen.Hierbei handelt es sich um teilweise kreisrunde Felsbrocken, die in faszinierenden Mustern aufeinander stehen.

Hier stellten wir auch das erste Mal fest, dass das ansonsten knochentrockene australische Outback momentan eine erstaunlich Artenvielfalt an Blumen und Vögeln entwickelt. Grund dafür sind ausgiebige Regenfälle in den vergangenen Wochen. Wildblumen, grüne Büsche und frisches Gras sprießt aus dem roten Sand. Zebrafinken und Wellensittiche erzeugen eine Geräuschkulisse, die der europäische Besucher eher aus der örtlichen Zoohandlung als aus der Natur kennt.

Alice Springs als Stadt ist eher weniger spannend. Wir tankten unser Auto und stockten unsere Vorräte auf und sahen zu das wir weiterkamen in Richtung Uluru (Ayers Rock).

Auf dem Weg zu dem wohl berühmtesten australischen Felsbrocken, machten wir noch Halt im Rainbow Valley. Nur über eine Schotterpiste zu erreichen und somit für die meisten Touris schlecht erreichbar, erwartete uns ein eher weniger bekanntes Highlight Australiens. Beim Rainbow Valley handelt es sich um eine Gesteinsformation in den verschiedensten Rottönen, die im Lichte der Abendsonne mit einer Intensität aufglühen, die den Uluru (Ayers Rock) deutlich übertreffen.

Noch viel beeindruckender als dieses Farbenspiel war aber schlicht und ergreifend die Stille. Man hört bis auf das Gezwitscher der Zebrafinken nichts. Kein Autolärm, kein Flugzeug, keine Baustellen – einfach nichts. Selbst das Sprudeln der Cola in der Dose war beim Picknick zu hören.

Im krassen Gegensatz dazu kommt der Uluru (Ayers Rock) daher. Als eines der Wahrzeichens Australien steht er bei so ziemlich jedem Touristen auf der Reiseroute und dementsprechend voll geht es hier zu. Da momentan angenehme Wintertemperaturen von 20 Grad (nachts 5 Grad) herrschen, ist Hauptreisezeit für das ansonsten unerträgliche heiße Zentrum. Beim obligatorischen Sonnenuntergang-Fels-Angucken treffen sich die Touristen aus aller Welt zu hunderten am Parkplatz, Helikopter donnern über einen hinweg und anstatt Gezwitscher von Zebrafinken erfüllt das Auslösergeräusch hunderter Digitalkameras das Outback. Ein Australier neben uns verglich das Ganze treffend mit einer 30-Minuten-Peepshow.

Neben dem Uluru befinden sich auch die Olgas in unmittelbarer Nähe. Diese roten Felsformationen erheben sich ähnlich majestätisch wie Ihr Nachbar in den blauen Outbackhimmel und wir erforschten sie mit einer ausgiebigen Wanderung.

Morgen geht es dann weiter in Richtung East MacDonnal Ranges, wo uns der Kings Canyon und eine 4WD-Strecke erwarten.

Der weitere Plan sieht vor, dass wir uns dann wieder Richtung Norden zur Ostküste durchschlagen.

Aber mit Plänen ist das immer so eine Sache…

In diesem Sinne Grüße aus einem planlosen Zustand der Gelassenheit