Wir sind vor drei Wochen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gelandet, angekommen sind wir aber noch immer nicht so richtig.
Der durchschnittlich ausgestattete deutsche Mann tröstet sich ja bisweilen mit der Hypothese, dass es auf die schiere Größe eben doch nicht ankommt, in den USA dagegen ist GRÖSSE alles. Die Verpackungseinheiten beim Einkaufen kennt man bei uns nur aus Großmärkten, eine kleine Cola bei McD bekommt man im ½ Literbecher und das durchschnittliche Wohnmobil ist ein Reisebus mit Waschmaschine und Fitnesskeller. Im Fernsehen kommt überwiegend Werbung für Medikamente und Fastfood (Vitamine schmecken ja in Tablettenform auch besser als nen Apfel) und desöfteren begegnet man Menschen die aufgrund Ihres Körpergewichtes bei uns auch als Pferd durchgehen würden, die aber bei weitem nicht so gut zu Fuß sind.
Wir wollen an dieser Stelle aber nicht nur meckern, sondern der Reihe nach berichten was wir die letzten Wochen so getrieben haben.
Hätte man uns vor drei Wochen gefragt: „Du hier? Nicht in Hollywood?“, hätten wir mit „Doch!“ antworten können. Wo kann man besser in den USA ankommen als in der Traumfabrik? Als wir dann den Hollywood Boulevard betreten haben, dachten wir zunächst auch wir würden träumen. Unsere Vorstellung von einem blitzsauberen palmgesäumten Prachtboulevard mussten wir schnell korrigieren. Etwas schmuddelig präsentierte sich uns die Straße an der sonst Stars und Sternchen ihren Oscar bekommen. Den einzigen Star den wir dann auch tatsächlich hautnah bestaunen konnten, war ausgerechnet Mario Barth. Hätten wir auch zu Hause bleiben können. Außerdem liegen unter jeder Hecke Obdachlose, die zwar harmlos sind, aber nicht ganz so zur Glitzerwelt passen, die man aus dem Fernsehen kennt.
Zeit für uns die USA in unverfälschter Reinkultur zu erkunden. Also ab nach Disneyland. Nach drei Tagen Donald, Mickey und Co. passiert es dann schonmal, dass man nachts schweißgebadet aufwacht und die Titelmelodie von Arielle die Meerjungfrau summt. Aber schön war es trotzdem. Wo wir schonmal da waren, haben wir dann noch die Universal Studios, den San Diego Zoo und Sea World mitgenommen (war ein Paketangebot).
Nach einer Woche Vergnügungsparks, machten wir uns auf in die kalifornische Wüste. Angeblich sollten hier Wildblumen blühen. Waren aber wohl Pusteblumen, denn als wir ankamen, sah die Wüste aus wie es sich für eine Wüste gehört: braun, trocken und trostlos.
Um uns etwas abzulenken, waren die Amerikaner dann so freundlich, eine kleine Oase der Trunk- und Spielsucht in die Wüste zu bauen. Anscheinend haben aber auch andere davon Wind bekommen und das würde auch erklären warum es hier in Las Vegas so voll ist. Aber schön ist, dass es hier zum guten Ton gehört morgens um 10:00 Uhr volltrunken vor Spielautomaten Haus und Hof zu verzocken. Das Beste daran ist aber, dass man in den Casinos jegliche Form von alkoholischen Getränken umsonst bekommt, wenn man die Spielautomaten füttert. Wir uns also schön 4 Stunden vor einen einarmigen Banditen gesetzt, dessen Mindestspieleinsatz nur ein Cent war. Haben insgesamt nur 5 Dollar gezahlt und dafür später mächtig einen in der Krone gehabt. Von Ostwestfalen können die hier noch was lernen.
Unseren Plan, in den nächsten Tagen die Naturschönheiten im Hinterland zu erkunden, mussten wir aber aufgrund akuter Planungsfehler erstmal verschieben. Konnte ja auch keiner wissen, dass im Februar am Grand Canyon tatsächlich noch Winter ist und nachts die Temperaturen auf -12 Grad fallen. Wenn man am nächsten Morgen nicht mit schwarzen Zehen aufwachen will, wohl eher eine grenzwertige Campingerfahrung.
Also fahren wir zwei wieder zurück nach L.A. Von da machen wir dann den weltberühmten Highway No. 1 unsicher und werden bis zum Sommer in San Francisco in einer Flower Power Kommune wohnen und mit bewusstseinserweiternden Kräutern für den Weltfrieden singen. Wir melden uns dann mal wieder, könnte aber länger dauern…
In diesem Sinne Grüße aus einem Land, das sich erstmal an uns gewöhnen muss oder andersrum…
PS.: Hymne auf Sin City