Sin City and Californication

16 02 2011

Wir sind vor drei Wochen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten gelandet, angekommen sind wir aber noch immer nicht so richtig.

Der durchschnittlich ausgestattete deutsche Mann tröstet sich ja bisweilen mit der Hypothese, dass es auf die schiere Größe eben doch nicht ankommt, in den USA dagegen ist GRÖSSE alles. Die Verpackungseinheiten beim Einkaufen kennt man bei uns nur aus Großmärkten, eine kleine Cola bei McD bekommt man im ½ Literbecher und das durchschnittliche Wohnmobil ist ein Reisebus mit Waschmaschine und Fitnesskeller. Im Fernsehen kommt überwiegend Werbung für Medikamente und Fastfood (Vitamine schmecken ja in Tablettenform auch besser als nen Apfel) und desöfteren begegnet man Menschen die aufgrund Ihres Körpergewichtes bei uns auch als Pferd durchgehen würden, die aber bei weitem nicht so gut zu Fuß sind.

Wir wollen an dieser Stelle aber nicht nur meckern, sondern der Reihe nach berichten was wir die letzten Wochen so getrieben haben.

Hätte man uns vor drei Wochen gefragt: „Du hier? Nicht in Hollywood?“, hätten wir mit „Doch!“ antworten können. Wo kann man besser in den USA ankommen als in der Traumfabrik? Als wir dann den Hollywood Boulevard betreten haben, dachten wir  zunächst auch wir würden träumen. Unsere Vorstellung von einem blitzsauberen palmgesäumten Prachtboulevard mussten wir schnell korrigieren. Etwas schmuddelig präsentierte sich uns die Straße an der sonst Stars und Sternchen ihren Oscar bekommen. Den einzigen Star den wir dann auch tatsächlich hautnah bestaunen konnten, war ausgerechnet Mario Barth. Hätten wir auch zu Hause bleiben können. Außerdem liegen unter jeder Hecke Obdachlose, die zwar harmlos sind, aber nicht ganz so zur Glitzerwelt passen, die man aus dem Fernsehen kennt.

Zeit für uns die USA in unverfälschter Reinkultur zu erkunden. Also ab nach Disneyland. Nach drei Tagen Donald, Mickey und Co. passiert es dann schonmal, dass man nachts schweißgebadet aufwacht und die Titelmelodie von Arielle die Meerjungfrau summt. Aber schön war es trotzdem. Wo wir schonmal da waren, haben wir dann noch die Universal Studios, den San Diego Zoo und Sea World mitgenommen (war ein Paketangebot).

Nach einer Woche Vergnügungsparks, machten wir uns auf in die kalifornische Wüste. Angeblich sollten hier Wildblumen blühen. Waren aber wohl Pusteblumen, denn als wir ankamen, sah die Wüste aus wie es sich für eine Wüste gehört: braun, trocken und trostlos.

Um uns etwas abzulenken, waren die Amerikaner dann so freundlich, eine kleine Oase der Trunk- und Spielsucht in die Wüste zu bauen. Anscheinend haben aber auch andere davon Wind bekommen und das würde auch erklären warum es hier in Las Vegas so voll ist. Aber schön ist, dass es hier zum guten Ton gehört morgens um 10:00 Uhr volltrunken vor Spielautomaten Haus und Hof zu verzocken. Das Beste daran ist aber, dass man in den Casinos jegliche Form von alkoholischen Getränken umsonst bekommt, wenn man die Spielautomaten füttert. Wir uns also schön 4 Stunden vor einen einarmigen Banditen gesetzt, dessen Mindestspieleinsatz nur ein Cent war. Haben insgesamt nur 5 Dollar gezahlt und dafür später mächtig einen in der Krone gehabt. Von Ostwestfalen können die hier noch was lernen.

Unseren Plan, in den nächsten Tagen die Naturschönheiten im Hinterland zu erkunden, mussten wir aber aufgrund akuter Planungsfehler erstmal verschieben. Konnte ja auch keiner wissen, dass im Februar am Grand Canyon tatsächlich noch Winter ist und nachts die Temperaturen auf -12 Grad fallen. Wenn man am nächsten Morgen nicht mit schwarzen Zehen aufwachen will, wohl eher eine grenzwertige Campingerfahrung.

Also fahren wir zwei wieder zurück nach L.A. Von da machen wir dann den weltberühmten Highway No. 1 unsicher und werden bis zum Sommer in San Francisco in einer Flower Power Kommune wohnen und mit bewusstseinserweiternden Kräutern für den Weltfrieden singen. Wir melden uns dann mal wieder, könnte aber länger dauern…

In diesem Sinne Grüße aus einem Land, das sich erstmal an uns gewöhnen muss oder andersrum…

PS.: Hymne auf Sin City





Und heute um die Zeit sind wir schon da…

28 01 2011

Gleich geht’s los. Um 16:30 Ortszeit Melbourne heben wir ab Richtung Los Angeles via Auckland (NZ). Gelandet wird dann um 14:00 Uhr am gleichen Tag in Los Angeles. Also haben wir die einmalige Gelegenheit einen Tag zweimal zu erleben und wir sind einen Tag älter als in unserem Pass steht.

Außerdem ist es Zeit für uns, uns von Australien zu verabschieden. Neun Monate haben wir uns in diesem Land rumgetrieben und sind insgesamt 30.000km gefahren ohne einmal die Staatsgrenze übertreten zu haben. Wir haben viel gesehen, viel gelacht, viel geträumt, viel nachgedacht, sehr viel geschlafen und wäre Jucy Rentals nicht gewesen fast nie in Stress geraten.

Wenn wir gleich abheben, lassen wir somit auch ein großes und sehr schönes Kapitel unserer Reise hinter uns, blättern um und schmökern im Kapitel Nordamerika weiter. Hoffentlich ist es genauso spannend und voller kleiner Geschichten und Anekdoten, die diese Reise so einzigartig machen. Aber da wir ja selber Autoren unserer Reise sind, machen wir uns da keine Gedanken… Langeweile hatten wir eigentlich selten.

Mit einem lachenden, einem weinenden und zwei vor Aufregung leuchtenden Augen sagen wir „Auf Wiedersehen…“ und melden uns im nächsten Bericht aus der von uns aus gesehenden Vergangenheit…

In diesem Sinne viele Grüße aus der Zukunft….

PS.: Für Fotos waren wir hier einfach mal zu faul und reichen sie nach oder auch nicht…





Tipps, Tricks, Sach- und Lachgeschichten

17 01 2011

Am 17.01.2010 setzten sich zwei käseweiße (und etwas naseweise) Ostwestfalen in Frankfurt in ein großes Flugzeug, um ein kleines bißchen von der Welt zu sehen.

Ein Jahr ist jetzt um und obwohl wir noch ein paar Monate vor uns haben, stellen wir wehmütig fest, dass mit zunehmender Länge der Reise die Zeit mit fortschreitender Geschwindigkeit vorüberzieht. Während wir früher am Montag dachten, die Zeit bis zum Wochenende würde man nicht überstehen, wissen wir heute oft gar nicht mehr welcher Wochentag überhaupt ist.

Für ein Resümee unserer Reise ist es an dieser Stelle jedoch zu früh, weil wir ja noch ein paar Monate vor uns haben. Nachfolgend haben wir aber ein paar nicht immer ernst gemeinte Tipps und Tricks zusammengestellt, die einem als Reisender in Down Under das Leben erleichtern.

  1. Licht
    Der größte Fehler, den man beim Campen im australischen Busch machen kann, ist Licht.
    Geht man nämlich des nachts auf die Buschtoilette (Plumpsklo) und macht seine Kopflampe an, reicht ein unbedachter Blick in die Niederungen der Schüssel, dass man (bei) diesen(m) Anblick Scheiße findet.
  2. „No worries, mate“
    Diese Lieblingswendung der Australier heißt wörtlich übersetzt soviel wie „Mach dir keine Sorgen, Kumpel“. Heute wissen wir, dass zumindest eine Warnlampe angehen sollte, sobald man bei echten Problemen diesen Satz hört.
    Beispiel: In der Autowerkstatt sagt einem der Chef „No worries! Kommt in zwei Stunden wieder, dann ist alles soweit fertig.“ Heißt konkret: „Kommt in drei Stunden wieder und rechnet dann noch eine Stunde Wartezeit ein. Wenn ich den Wagen bis dahin nicht fertig hab, ist morgen ja auch noch ein Tag und außerdem muss ich gleich noch an Strand surfen.“
  3. Der Autovermieter Jucy ist scheiße
  4. Freundlichkeit
    Die Australier sind ein sehr freundliches und aufgeschlossenes Völkchen. Für uns war es am Anfang sehr ungewohnt, aber keinesfalls unangenehm, dass man des öfteren an der Kasse des Supermarkt mit „Darling“ oder „Sweetheart“ angesprochen wird. In Deutschland kann man ja froh sein, wenn einem die Kassierer/-innen das Gesicht anstatt das Hinterteil zuwenden.
  5. Lebenserwartung verkürzen
    Wer seine Lebenserwartung aktiv verkürzen möchte, sollte sich ein Beispiel an den zahlreichen Backpackern im Land nehmen, weil
    – da werden Autos gekauft und gefahren, die bei uns noch nicht einmal ein kongolesicher Autoexporteur kaufen würde.
    – Stundenlanges Sonnenbaden schön macht und Hautkrebs und Ozonloch nur eine große Verschwörung von Nivea sind um Sonnenmilch zu verkaufen.
    – erhöhter Alkoholkonsum und täglich wechselnde Sexualpartner, dass Risiko sozialer Vereinsamung reduzieren
    – weil wildes Campen in Großstädten besonders gut bei den Einheimischen ankommt und man es aus Deutschland ja auch nicht anders kennt, als bei den Nachbarn in den Garten zu kacken
  6. Rascheln im Gebüsch
    Wenn man durch einen botanischen Garten geht, sollte man stets skeptisch sein, wenn es im Gebüsch raschelt. Mehrfach wurden wir Zeuge, dass der Urheber des Geräusches eine Schlange war und die sind in der Regel in Down Under gefährlicher als eine Blindschleiche daheim
  7. Größe
    Australien ist RIESIG!
  8. Morgentoilette
    Der Verdauungsapparat der Menschheit, scheint überwiegend in den Morgenstunden seine Endprodukte freizusetzen. Der ideale Zeitpunkt für einen Toilettengang auf einem Gemeinschaftsklo ist daher der Zeitpunkt nachdem die Putzkolone da war. Wer also in der Regel vor 10:00 morgens das Porzellan besucht muss mit Überraschungen rechnen.
  9. Englisch
    Gerade am Anfang einer Reise im englischsprachigen Raum kann es u.U. zu Verständnisproblemen kommen. Also eiserne Regel: Immer nachfragen! Wir kennen jemanden, der nach dem Preis einer Sonnebrille fragte, 16 Dollar verstand und an der Kasse 60 Dollar bezahlen musste.
  10. Geruch
    Wenn man in Australien einmal Heimweh hat reicht der Besuch einer Außenstelle von IKEA, Aldi oder 1-Dollar-Läden. Allen gemeinsam ist nämlich, dass sie genauso riechen wie in Deutschland.

In diesem Sinne Grüße aus einem Jahr, dass ruhig nochmal von vorne anfangen könnte….

 
PS.: Als kleines Schmankerl am Rande anbei noch ein paar unveröffentlichte Fotos aus unserem Archiv…





Feucht, feuchter, Australien…

13 01 2011

„In Australien ist immer die passende Reisezeit“
(Lonley Planet dt., 2008, S.22)

Die o.g. Aussage des Lonley Planets steht im Januar 2011 auf zumindest sehr wackeligen Füßen. Für Reisende aus Übersee ist Australien zurzeit so einladend wie eine Krawunkel am Popo.

Nach 15 Jahren Dürre ist wettertechnisch in Queensland von Wassermangel eher weniger die Rede, an der Westküste brennt der Busch, im Norden ist Regenzeit und tropische Wirbelstürme brauen sich zusammen und im Süden schreibt man den feuchtesten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung (im Klartext Regen, Regen, Regen).

Im Gegensatz zu Queensland geht es uns in Melbourne verhältnismäßig gut, aber aufgrund einer dramatischen Unwetterwarnung gestern (schwere Gewitter, Regen, blablabla) haben wir uns erstmal nen Knirps gekauft. Soll der Regen doch kommen…

In den letzten Wochen haben versucht, die Regengebiete weiträumig zu umfahren und haben tatsächlich einige Male die Sonne zu Gesicht bekommen und das Melbourner Hinterland ausgiebig erkundet.

Bei Redaktionsschluss unseres vorletzten Lebenszeichens waren wir noch auf der Yorke Peninsula. Einer malerischen Halbinsel in der Nähe von Adelaide. Hier sagen sich sprichwörtlich Emu und Känguruh gute Nacht. Bis auf ein paar winzige Orte am Wasser, ist hier nix los. Ruhe pur und wir verbrachten 10 Tage im kleinen Stansbury und gaben alles sämtliche Vorräte an Magnumeis im örtlichen Tante Emmaladen aufzuessen. Von hier aus machten wir auch einen Ausflug in den Innes Nationalpark, überfuhren eine Schlange und schauten uns Känguruhs und malerische Küstenabschnitte an.

Nachdem wir Weihnachten und Silvester in Melbourne verbracht hatten, machten wir uns in Richtung Phillip Island auf. Aufgrund der australischen Schulferien schien aber so ziemlich jeder Australier auf die gleiche Idee gekommen zu sein und dementsprechend war es so voll wie am Ballermann, wenn es Freibier gibt und Deutschland gegen England spielt. Die Campingplätze waren alle ausgebucht und nur mit Glück bekamen wir noch einen Stellplatz neben der australischen Version der Familie Flodder. Die Tochter lag halbnackt in der Sonne und vernaschte fast ihren Freund (Alter beide ca. 12), die Mutter sah aus wie Ingrid Steeger und der Kumpel der Familie erkor uns zu seinen neuen Freunden und redete stundenlang unzusammehängendes Zeugs.

Am nächsten Tag flüchteten wir dann nach Lakes Entrance. Auch ein australischer Urlaubsort, auch rappelvoll, aber ein schöner Strand und wir hatten Sonne.

Von hier aus ging es auf die Great Alpine Road. Diese Straße erschließt das sogenannte High Country im mittleren Westen Victorias. Auf 1.700m liegt dann eins der wenigen australischen Skigebiete und wenn man vom immerwährenden Geruch der Eukalyptusbäume mal absieht, fühlt man sich wie in den europäischen Alpen. Wir besuchten den Mount Buffalo Nationalpark und konnten von der Panoramastraße atemberaubende Ausblicke auf das Umland genießen.

Gestern sind wir dann wieder in Melbourne angekommen, wo wir uns mental auf unser Visa-Interview in der US-Botschaft am 18.01. vorbereiten. Wenn alles glatt läuft könnten wir dann Anfang Februar nach LA fliegen und das Reisekapitel Australien beenden

In diesem Sinne Grüße aus dem eher feuchten als fröhlichen Wetter in Melbourne

PS.: Die Unwetterwarnung von gestern ist übrigens wieder aufgehoben und ab Sonntag soll sogar die Sonne wieder rauskommen… (den Knirps behalten wir aber trotzdem)





Ostern an Weihnachten…

24 12 2010

Weihnachten hin, Weihnachten her. Passend zum Heiligabend legt der australische Sommer einen Zwischenspurt ein und beschert uns zum Heiligabend mit knappen 30 Grad und strahlend blauem Himmel. Wenn man die Augen schließt und die Vögel zwitschern hört, erinnert es hier grade mehr an Ostern als an Weihnachten. Also verstecken wir heute mal die Weihnachtseier und sitzen im Grünen anstatt vorm Kachelofen.

Passend zu den Feiertagen haben wir uns wieder auf unserem Stamm-Campingplatz in Melbourne eingemietet. Hier werden wir bis zum 29.12. bleiben und uns dann um die Visaformalien für die USA kümmern. Der erste Schritt war ein Friseurbesuch den wir uns heute zur Feier des Tages von den zahlreich eingegangenen Spenden gegönnt haben (vielen Dank an dieser Stelle dafür).

Ein Friseurbesuch im englischsprachigen Raum ist insbesondere dann spannend, wenn man händeringend nach dem Fachvokabular sucht, was einem einen gewissen Chic verleihen soll. An dieser Stelle sei das deutsche Schulwesen verflucht, was im Englisch-Lehrplan Gedichte von Edgar Allen Poe behandelt, einem aber nicht beibringt, was „etwas stufig schneiden“ oder „die Spitzen etwas fransig lassen“ heißt. Trotzdem ist es ist geglückt und wir sehen wieder menschlich aus.

In diesem Sinne osterliche Grüße aus der Weihnachtszeit…

PS.: Wir wünschen allen Lesern eine schöne und besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in neue Jahr.